Eine Minute nicht aufgepasst – schon ist es passiert: Das Mittagessen brennt lichterloh auf dem Herd. Ein Haushaltsunfall, der allein in Deutschland jährlich mehrere tausend Male passiert. Wenn man dann selbst zum Löschen mit dem Eimer oder Feuerlöscher zu spät kommt hilft meist nur noch eins: Die Feuerwehr anrufen! Doch allein an dieser Hürde scheinen heutzutage bereits viele Mitbürger zu scheitern. In unserer Umfrage mit dem Inhalt „Was wissen sie zum Thema Feuerwehr und Brandschutz?“ fanden wir heraus, dass nur ein Bruchteil der Befragten auf Anhieb die Notrufnummer der Feuerwehr parat hatte. Es ist erschreckend, wie viele Bürger in einer solchen Situation nicht einmal wüssten, wie sie die meist äußerst dringend benötigte Feuerwehr erreichen. Vor Allem junge Leute im Alter unter 36 Jahren haben in Punkto Notruf ein großes Defizit. Unsere Umfrage brachte hervor, dass der Teil der männlichen Unter-16-jährigen, der die 112 als Rufnummer der Feuerwehr identifizierte gerade einmal 38% beträgt. Der weibliche Teil der Befragten erreichte sogar nur ein Ergebnis von 25%. Dieser Mangel an grundlegendem Wissen über die Retter in Rot hält bei den 36 bis 55-jährigen Männern ebenfalls noch ein potentiell gefährliches Level von weniger als 70%. Bei den Frauen ist sich nicht einmal die Hälfte der Befragten schlüssig darüber, wie man in einer Unfallsituation einen Notruf absetzt. Die Gründe für diese Unwissenheit lassen sich von uns allerdings nur erahnen. Möglicherweise liegt es daran, dass Frauen laut statistischem Bundesamt insgesamt weniger Unfälle erleiden, als Männer. Ein weiter Grund für die männliche Überlegenheit in Punkto 112 ist möglicherweise die Tatsache, dass laut Aussage der von uns interviewten Disponenten der Rettungsleitstelle Eichsfeld knapp zwei Drittel aller Anrufer männlich sind. Somit benutzen Männer eventuell zahlreicher die europaweit einheitliche Nummer der Feuerwehr. Dass ältere Menschen diese Nummer häufiger wissen, als jüngere liegt höchstwahrscheinlich an der Tatsache, dass sie in ihrem Leben bereits länger Zeit hatten, sich mit der 112 vertraut zu machen. Die am Meisten erhaltene Antwort auf unsere Frage „Wie lautet die Nummer der Feuerwehr?“ war „110“. Dies ist zwar auch eine Notrufnummer, doch gehört sie der Polizei. Natürlich ist auch jede Polizeidirektion dazu verpflichtet, Anrufe, die eigentlich an die Feuerwehr adressiert sind entgegen zu nehmen, allerdings geht bei der Weiterleitung der Informationen an die eigentliche Rettungsleitstelle oft wertvolle Zeit verloren, welche dem Hilfebedürftige meist fehlt. Ein geringer Teil der Personen, die unsere Umfrage ausfüllten war sogar der Meinung, man erreiche die Feuerwehr unter der Nummer „221“. Dieser Trugschluss könnte einem Verunfallten vielleicht genau die Zeit rauben, die er in einer gefährlichen Situation nicht hat.
Ein weiterer Punkt unserer Umfrage war die Problematik „Wann würden Sie die Feuerwehr rufen?“ Auch hier waren die Ergebnisse größtenteils nicht zufrieden stellend. In den elf von uns geschilderten Gefahrenkonstellationen war es insgesamt acht Mal notwendig, die Feuerwehr zu rufen. Zu diesem Schluss kam allerdings kein einziger Teilnehmer der Umfrage. Das richtige Einschätzungsvermögen, was Gefahren, die in den Aufgabenbereich der Feuerwehr fallen, angeht, scheint nach unserer Umfrage mit wachsendem Lebensalter zu steigen. So haben die Unter-16-jährigen Männer nur eine Trefferquote von 40%, was die Richtige Einschätzung von beseitigungspflichtigen Gefahren angeht. Frauen in diesem Alter bleiben sogar noch 12% unter diesem Ergebnis. Bis zur Altersgruppe der 36-bis 55-jährigen steigert sich das richtige Einschätzungsvermögen bei den Männern jedoch noch auf 86% und bei den Frauen auf 62%. Bedenklich wird dieser Wert bei den befragten Personen, die das 55. Lebensjahr überschritten haben. Die Herren erzielten hier nur 13% richtige Antworten, die Damen 22%. Dieser starke Einbruch unserer ermittelten Werte rührt wahrscheinlich daher, dass ältere Menschen es von Früher nicht gewohnt sind, wegen scheinbaren Kleinigkeiten die Feuerwehr zu alarmieren. Vor Allem bei für sie vermeintlich irrelevanten Gefahren, wie zum Beispiel einer Ölspur denkt bei den Über-55-jährigen kaum jemand daran einen Notruf abzusetzen.
Besser sieht es dagegen in unserer Rubrik „Wie würden Sie sich verhalten?“ aus. Dort sollten die Befragten entscheiden, was sie in den von uns vorgegebenen Situationen tun müssten, um eine entstehende Gefahr bestmöglich abzuwehren. Unter anderem sollten sie über ihr Vorgehen bei einem Fettbrand entscheiden. Die Resultate dieses Umfragepunktes ergaben lediglich eine Spanne von 28%. Dabei war der niedrigste Anteil richtiger Antworten 60% bei den Unter-16-jährigen Männern und 88% der höchste bei den 26- bis 35-jährigen, gleichen Geschlechts. Hier ist lediglich auffällig, dass der weibliche Anteil der noch nicht 17-jährigen ihren männlichen Umfrageteilnehmern um 15% voraus war.
Im Großen und Ganzen muss man allerdings feststellen, dass es vor Allem was die Geläufigkeit der Notrufnummer und die Einschätzung von Gefahren angeht erhebliche Defizite gibt. Dies ist so lange unproblematisch, bis man sich in der Situation befindet, dieses vermeidlich vorhandene Wissen einzusetzen. Man kann es bei einigen Teilnehmern der Umfrage sogar als leichtsinnig bezeichnen, zum Beispiel nicht zu wissen, was beim Löschen eines Fettbrandes mit Wasser passiert. Die Folgen einer solchen Fehlhandlung wären in jedem Fall schwerwiegend. Wir, die wir selbst im feuerwehrtechnischen Dienst aktiv sind, können nur an diejenigen Leute appellieren, sich zumindest über grundlegende Sachverhalte des alltäglichen Brandschutzes zu informieren, um denkbare Unfälle zu vermeiden und damit möglicherweise Leben zu retten.
Als abschließenden Punkt unserer Umfrage wollten wir von den Teilnehmern wissen, als was sie die freiwillige Feuerwehr in unserer heutigen Gesellschaft sehen. Die darauf erhaltenen Antworten lassen sich relativ deutlich erkennbar in drei große Gruppen einordnen.
Die häufigste Erklärung war, dass die freiwillige Feuerwehr „eigentlich recht nützlich sei“. Diese Antwort lässt darauf schließen, dass Mitbürger mit dieser Meinung zwar die Idee der freiwilligen Feuerwehr verstanden, jedoch ihre wahre Gewichtung in unserem heutigen gesellschaftlichen Leben nicht, oder vielleicht noch nicht realisiert haben.
Eine zweite große Gruppe von Befragten war sich einig, dass ein geordnetes Leben gänzlich ohne die freiwillige Feuerwehr nicht denkbar wäre. Hauptsächlich die Umfrageteilnehmer ab 26 Jahren stellten ihre Sicht auf die „roten Retter“ so dar. Auch haben diese größtenteils den Wert der kameradschaftlichen Gemeinschaft der freiwilligen Feuerwehrmänner- und Frauen erkannt. Aus eigener Erfahrung kann auch ich den Zusammenhalt unter Kameraden nur als familiär und Rückhalt gebend beschreiben. Unterstützt wird dieses Kollektiv selbstverständlich auch durch gemeinsam organisierte Feste und Veranstaltungen, bei denen meist das gemütliche Beisammensein im Vordergrund steht.
Jedoch gab es bei diesem letzten Punkt unserer Umfrage auch weniger positiv geprägte Meinungen. So vertreten einige Mitmenschen den festen Standpunkt, die freiwillige Feuerwehr sei lediglich ein „Saufverein“, so wörtlich. Auch, wenn es der Realität entspricht, dass man sich gelegentlich im kleinen oder großen Kreis der Kameraden trifft um gemeinsam das ein oder andere Bier zu trinken, ist dies nicht der Grund für die wöchentliche Zusammenkunft der Feuerwehrleute zum Üben im Gerätehaus. Menschen, die der Überzeugung sind, die freiwillige Arbeit in der Feuerwehr sei nur ein Vorwand zum Trinken oder Feiern waren höchstwahrscheinlich selbst noch nie auf die Hilfe der unentgeltlich ausrückenden Kameraden angewiesen. Andernfalls würden sie bemerken, dass der Kern der gesamten feuerwehrtechnischen Bemühungen zum größten Teil aus effizienter Ausbildung der Kameraden besteht, um für jeden Ernstfall gewappnet zu sein.
Zusammenfassend kann ich aus persönlicher Sicht nur betonen, dass die freiwilligen Feuerwehren in der heutigen Gesellschaft einen Platz eingenommen haben, welcher nicht ohne schwerwiegende Konsequenzen geräumt werden kann. Die ehrenamtlichen Feuerwehrmänner- und Frauen beweisen auch bei uns im Eichsfeld täglich auf ein Neues, dass sie den rund um die Uhr einsatzbereiten Kern des Brandschutzwesens und der technischen Hilfe bilden, auf den man keineswegs verzichten kann. Hingegen geschieht diese Hilfe für die Meisten im Hintergrund, sodass kein Außenstehender wirklich sieht, welcher Aufwand und welche Bemühung hinter dieser freiwilligen Leistung steht.
2. Die Jugendfeuerwehr im Eichsfeld
Den Kern einer jeden Freiwilligen Feuerwehr bildet zwar immer die so genannte Einsatzgruppe, doch würde sie ohne permanenten Nachschub an jungen, frischen Kräften mit der Zeit aussterben. Um sich seinen Nachwuchs zu sichern existiert neben der eigentlichen Feuerwehr auch eine Jugendfeuerwehr, in der Kinder und Jugendliche ab einem Alter von sechs Jahren spielerisch auf die Aufgaben in der Einsatzabteilung vorbereitet werden. So haben sie trotz ihres geringen Alters die Möglichkeit, mit dem „Spielzeug“ ihrer großen Kameraden zu üben. Selbstverständlich liegt es nicht in den Optionen der Jugendlichen, mit einer Rettungsschere oder ähnlichem schweren Gerät zu Hantieren, jedoch ist es für sie meist bereits ein Vergnügen mit Schlauch und Strahlrohr einen fiktiven Brand zu löschen. Ein weiterer Schwerpunkt vieler Jugendfeuerwehren ist die Austragung von Wettkämpfen, bei denen sich die Mitglieder mehrerer Jugendgruppen miteinander in Disziplinen wie zum Beispiel dem Löschangriff messen.Diese Wettkämpfe sind meist auf Kreis,- Landes,- und Bundesebene gestaffelt. Austragungsorte dieser Veranstaltungen sind oft Sportplätze oder zeitweise gesperrte Straßen in nähe des Gerätehauses der jeweils organisierenden Feuerwehr. Selbstverständlich steht auch hier die Kameradschaft und Freundschaft unter den angehenden Jungfeuerwehrmännern und Frauen im Vordergrund.
Eine völlig andere Form von Beschäftigung für die Jungen Kameraden wird seit diesem Jahr in der Freiwilligen Feuerwehr Berlingerode praktiziert: Die Idee vom so genannten „Berufsfeuerwehr-Wochenende“. Den Anstoß dazu gaben die Jugendlichen selbst, mit der Anfrage, ob es nicht möglich wäre, einmal einen richtigen Einsatz miterleben zu können. Selbstverständlich ist dies so nicht möglich, jedoch wurde von den Kameraden der Einsatzgruppe der Feuerwehr Berlingerode ein Konzept für ein gesamtes Wochenende aufgestellt und vorbereitet, welches insgesamt 13 Einsätze mit einem für die Jugendfeuerwehr angemessenem Schwierigkeitsgrad beinhaltete.
„Frauen am Zug“ heißt die Jahresaktion des Deutschen Feuerwehrverbandes, mit der mehr Frauen dazu motiviert werden sollen, der Feuerwehr beizutreten. Dieses Vorhaben nahm man im Mai diesen Jahres in Angriff, um den immer noch viel zu geringen Anteil an Frauen in den Freiwilligen Feuerwehren zu steigern. Innerhalb der letzten Jahre ist die weibliche Beteiligung bereits auf ca. 7% gestiegen, wobei die neuen Bundesländer gerade mal eine Präsenz von 6% erreichen. In den neuen Bundesländern der Republik dagegen beträgt der Anteil an Frauen auf dem Löschfahrzeug bereits 11%.
Der wohl entscheidendste Grund für die geringe Beteiligung von Frauen in Freiwilligen Feuerwehren ist die zum Teil schwer miteinander zu vereinbarenden Punkte Familie und Einsatz. Jörg Helbing, Truppführer einer Freiwilligen Feuerwehr, äußerte sich folgendermaßen zu dieser Problematik: „Meine Frau und ich sind immer beide zusammen zu Einsätzen gefahren. Jetzt haben wir ein Kind, und damit wir trotzdem vor allem nachts noch mitfahren können, habe ich nach Vorschlag der Wehrleitung die Alarmschleife gewechselt. So müssen wir nicht beide nachts für eine Ölspur oder einen brennenden Container raus, sondern wechseln uns ab. Bei größeren Einsätzen fährt dann der, der zuerst alarmiert wurde – aber zum Glück sind diese Alarme bei uns recht selten.“
Abschließend scheint dies der sinnvollste Kompromiss für eine Feuerwehrfrau zu sein, welche auch aktiv an Einsätzen teilnehmen will.